Verfassungsgericht weist Angriff auf die DKP zurück

Dazu erklärt Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP:„Das Bundesverfassungsgericht hat heute den Versuch, die Existenz der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) mit bürokratischen Mitteln zu gefährden und ihr die Kandidatur bei den Bundestagswahlen zu verbieten, zurückgewiesen.Die Begründung ist eine schallende Ohrfeige für den Bundeswahlleiter und bestätigt außerdem, dass die DKP eine aktive politische Partei ist, so wird zum Beispiel auf die Kundgebung der DKP zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion verwiesen.Dieser Beschluss ist nicht nur das Ergebnis unserer juristischen und politischen Argumentation, sondern vor allem ein Ergebnis der großen nationalen, wie internationalen Solidarität, die wir erfahren haben. Wir bedanken uns dafür von ganzem Herzen! Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig Solidarität ist und was sie bewegen kann.Für uns sind diese Solidarität und der Erfolg ein Auftrag jetzt mit aller Kraft in den Wahlkampf zu gehen, um unsere politischen Inhalte und um die Stärkung der DKP zu kämpfen – jetzt erst recht. Der Sieg für die DKP ist auch ein kleiner Etappensieg im Kampf gegen den Abbau demokratischer Rechte, gegen den reaktionären Staatsumbau – hier müssen wir gemeinsam weiterkämpfen.“

Antikriegskundgebung am 22. Juni, ab 18:30h auf dem Augustusplatz

Für Frieden und Solidarität! 

Anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion veranstaltet die Fraktion DIE LINKE im Bundestag in Leipzig eine Antikriegskundgebung. Diese findet am 22. Juni 2021, ab 18:30 Uhr auf dem Augustusplatz statt. Neben den Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht und Sören Pellmann wird dabei auch der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag Rico Gebhardt sprechen. Zusätzlich wird dort für eine kulturelle Umrahmung, die dem Anlass entspricht, gesorgt.   

Der direkt gewählte Leipzig Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann sagt dazu: „Am 22. Juni 1941 überfiel das faschistische Deutschland die Sowjetunion. Dieses Datum stellt den Beginn eines beispiellosen Vernichtungskrieges dar, der in Europa erst am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete. Wir wollen den 80. Jahrestag des deutschen Überfalls zum Anlass nehmen, um in angemessener Form an den faschistischen Vernichtungs- und Raubkrieg, dem rund 27 Millionen Bürgerinnen und Bürger aller Nationalitäten der Sowjetunion zum Opfer fielen, zu erinnern.“

Sahra Wagenknecht ergänzt: „Damit wollen wir zugleich ein klares Zeichen für Frieden und Völkerverständigung setzen. Wir kämpfen für eine Abkehr von der militärischen Konfrontationspolitik der NATO und für eine Politik der Entspannung gegenüber allen Nachfolgestaaten der Sowjetunion und für eine neue Ära der Abrüstung. Wir halten Versöhnung und Freundschaft zwischen Deutschland und Russland für das Gebot der Stunde. Wir wollen im friedlichen und solidarischen Austausch mit allen Ländern die globalen Probleme lösen. Nie wieder Krieg! Frieden! Mир! Peace! Paix!“

8. Mai, Tag der Befreiung vom Faschismus

Wir danken den Armeen der Anti-Hitler-Koalition, der Partisaninnen*, der kämpfenden Antifaschistinnen und Antifaschisten für die Befreiung vom Faschismus.  спасибо! merci!thank u! Grazie! ευχαριστώ!   Хвала! דאַנקען! danke

»Der Nationalsozialismus eine Weltanschauung! Geschwätz! Er ist das Instrument zur Aufrechterhaltung der durch den Sozialismus bedrohten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Alles ‚Revolutionäre‘ ist Schwindel, Mimik, Gestus, ganz äußerlich und oberflächlich. … Aller Radikalismus ist Getu. Alles Entscheidende, die soziale Hierarchie, der bürokratisch-militärische Apparat, bleibt unberührt, und die ganze ‚Revolution‘ dient dazu sie unberührt zu lassen«

Thomas Mann

Wer Hitler wählt – wählt den Krieg!

Ernst Thälmann zum 135.

Am 16. April ehrten aus Anlaß seines 135. Geburtstages Antifaschisten, Sozialisten, Kommunisten, Gewerkschafter und andere humanistisch gesinnte Menschen den mutigen Vorkämpfer gegen Faschismus und Krieg – Ernst Thälmann. „Symbol des großen Friedens unter den befreiten Völkern und der brüderlichen Internationale der ganzen Welt“ – so begrüßte Romain Rolland den von den Faschisten am 3. März 1933 – zwei Tage vor der Reichstagswahl – eingekerkerten Thälmann, der in der Nacht vom 17. zum 18. August 1944 nach mehr als 11 jähriger Haft ohne Gerichtsverfahren von einem SS Kommando im Konzentrationslager Buchenwald ermordet wurde. Das geschah auf Hitlers Befehl, den der Reichsführer SS Himmler am 14. August 1944 in einer Aktennotiz festgehalten hat: „Thälmann ist zu exekutieren“.

Die Stadt Leipzig, die sich immer wieder gern als „Heldenstadt“ schmeichelt, hielt es schon vor längerer Zeit für angebracht, den Antikommunismus durch das „Vergessen-machen“ kommunistischer Traditionen und ihrer Persönlichkeiten, zu denen Ernst Thälmann gehört, zu ergänzen. Das geschieht selektiv und hängt auch vom jeweiligen öffentlichen Widerstand ab. Versucht wird es immer wieder. Der langjährige Vorsitzende der Deutschen Kommunistischen Partei Herbert Mies hat die Beweggründe für ein solches Tun in die Worte gefasst: „Die ständigen Versuche die Thälmann-Gedenkstätten zu schließen“ – in Ziegenhals ist es trotz starken Protestes gelungen – „und das KPD-Verbotsurteil aufrecht zu halten, haben das gemeinsam: Mit beiden soll die Erinnerung an einen revolutionären Gesellschaftskampf und Klassenkampf für die deutsche Geschichte, ihre Vergangenheit, Gegenwart und sicherlich auch ihre Zukunft verbannt werden. So wäre dann eine Vernachlässigung der revolutionären Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung eine Preisgabe unserer Zukunftspotenzen und eines demokratischen Fortschritts für unser Land.“

Ernst Thälmann war für die KPD schlechthin der populäre Arbeiterführer. Man hörte das gute Herz aus seinen Worten. Er wusste, was die Arbeiter dachten und fühlten. Thälmann wurde zum Sinnbild einer revolutionären, antifaschistischen Vergangenheit. Durch seine revolutionäre Überzeugung, seinen vorbildlichen Klassenkampf sowie sein Image als Volkstribun, der menschliche Stärken und Schwächen hat, wurde er zu einer nationalen und internationalen Persönlichkeit. Ein parteipolitischer Sektierer war der Kommunist und Gewerkschafter Ernst Thälmann, genannt Teddy, nicht. Mit großem Nachdruck, darin eingeschlossen die Suche nach der richtigen Taktik, was noch niemals ohne innerparteiliche Kontroversen und blaue Flecken abgegangen ist, verfochten er und seine Genossen den festen Zusammenschluss aller Werktätigen, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, in einer Einheitsfront gegen die Monopole und nicht zuletzt gegen deren aggressivste Schergen, die Hitlerfaschisten.

In unserer Stadt wurden die Spuren der Erinnerung an den führenden Funktionär der KPD fast gänzlich getilgt. Hat man Thälmann erneut exekutiert? Die Ernst- Thälmann-Straße erhielt 1991 auf Beschluß des Stadtrates nach 46 Jahren wieder ihren alten Namen „Eisenbahnstraße“. Der Ernst-Thälmann-Platz wurde nach heftigen Debatten nicht nur im Stadtrat auf Betreiben der Fraktion die Grünen mit Beschluß vom 14.12.2011 gegen die Stimmen der Linken rückbenannt in Volksmarsdorfer Markt. Wer aber sollte wirklich getroffen werden? Die DDR, die es ohne die SED, hervorgegangen aus den Schrecken des Krieges, nicht gegeben hätte. Vor 1933 war der Volksmarsdorfer Markt die Stätte gewaltiger Kundgebungen der Kommunistischen  Partei und des Roten Frontkämpferbundes. Am 9. April 1932 sprach Ernst Thälmann aus Anlaß der Reichstagswahl auf diesem Platz zu den Leipziger Arbeitern. Daran erinnert zumindest auch heute noch eine Gedenktafel, deren Vorgänger am 16. August 1954 anlässlich des 10. Jahrestages der Ermordung Ernst Thälmanns enthüllt wurde. Wie politisch naiv oder abgebrüht muß man sein, wenn man die Streichung des Namens Ernst Thälmann fordert, dessen Mörder von den BRD- Gerichten nicht verurteilt wurden. Was die Fraktion der Grünen als Antrag vorbrachte ging am Kern der Sache völlig vorbei. Da hilft auch keine noch so große Beteuerung differenzierter Geschichtsbetrachtung. Denn: „Schon die Nazis wussten,“ führte Rechtsanwalt Heinrich Hannover in seinem Plädoyer im Mordprozess Ernst Thälmann am 24. 4. 1986 aus, „dass das kollektive Gedächtnis der Arbeiterbewegung ein wesentlicher Bestandteil von Klassenbewusstsein ist, und sie begannen deshalb frühzeitig, das kollektive Gedächtnis an den kommunistischen Arbeiterführer Thälmann auszulöschen.“

Aus dem Mariannenpark verschwand Anfang der 90iger Jahre Ernst Thälmann aus dem Ehrenhain. Am Volkshaus (Gewerkschaftshaus) erinnert nichts mehr an Ernst Thälmann, obwohl es einmal seinen Namen getragen hat. In diesem Haus, das auch das 1907 gegründete Arbeiter-Bildungs-Institut (ABI) beherbergte, sprachen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, war auch Lenin zu Gast. Vom 30. November bis zum 6. Dezember 1919 fand hier der außerordentliche Parteitag der USPD statt mit Ernst Thälmann, Wilhelm Koenen u.a. Am 28. Januar 1923  führte die KPD an diesem Ort ihren VII. Parteitag durch. Wilhelm Pieck, Clara Zetkin, Ernst Thälmann, Walter Ulbricht nahmen teil. Thälmann und Ulbricht wurden auf diesem Parteitag in das Zentralkomitee gewählt. Es gibt viele Orte, an denen Ernst Thälmann in Leipzig seine Spuren hinterlassen hat. In der Kongresshalle am 14.12.1929 anlässlich einer Großkundgebung der KPD zum Youngplan, auf dem Karl-Marx-Platz (Augustusplatz) am 18. und 19. August zum Mitteldeutschen Treffen des RFB, am 21. April 1930 zum V. Reichsjugendtag des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands. Im Krystallpalst Wintergartenstraße 17/19 sprach Thälmann Ende März 1932 auf dem 2. Bezirksparteitag Sachsen der KPD. Vom 16. bis 17. Februar 1929 nahm Thälmann am außerordentlichen Parteitag der KPD-Westsachsen in der damaligen Gaststätte „Goldene Krone“, Knoppestraße 27/29 teil. Der 21. April 1930 führte Thälmann zum V. Reichsjugendtag des KJVD auf dem Georgie-Dimitroff-Platz (damals Reichsgerichtsplatz). Im Anschluss an eine Antikriegskundgebung des mitteldeutschen Proletariats  am 2. August 1925 auf dem Augustusplatz zog ein gewaltiger Demonstrationszug mit Ernst Thälmann an der Spitze zum Georg-Schwarz-Sportpark (Gemeindesportpark Leutzsch), wo Thälmann noch einmal das Wort ergriff. Im Felsenkeller , der Versammlungsstätte der Leipziger Arbeiter, besonders der westlichen Vororte, sprach Ernst Thälmann am 25. Oktober 1926 und am 19. Juni 1930 auf Wahlkampfkundgebungen der KPD zu den sächsischen Landtagswahlen. In der William-Zipperer-Straße 111, im „Schwarzen Jäger“, während des Kapp-Putsches Stützpunkt und Waffenausgabestelle für die kämpfenden Arbeiter der westlichen Vororte, sprach Thälmann am 17. März 1925 zur Reichspräsidentenwahl.

Ernst Thälmann wie jeder andere Funktionär der proletarischen revolutionären Partei kann nur aus deren Zielstellung und ihrer Umsetzung im Klassenkampf verstanden werden. Thälmann stand in seiner unermüdlichen Überzeugungsarbeit oft in Widersprüchen zu Aufgaben, die er zu lösen hatte. „Es gilt zu begreifen“, schrieb er, „dass man nicht siegen kann, wenn man nicht gelernt hat, die Vergangenheit zu verstehen.“ Im  faschistischen Kerker notierte er: „Politik ist die in der Gegenwart  sich vollziehende Geschichte. Man muss dem Wesen der Geschichte nahezukommen versuchen, wenn man das Wesen der Politik verstehen will.“ In seinem Denken und Handeln war Ernst Thälmann zutiefst geschichtsbewusst. Zeit seines Lebens hat er gegen imperialistisches Unrecht, gegen die Diktaturbestrebungen des Hauptfeindes der deutschen Arbeiterklasse, der Monopolbourgeoisie, gekämpft. Im Gegensatz zur rechten Sozialdemokratie war Thälmann nie bereit, offen reaktionäre, antidemokratische Kräfte und Notstandsregims hinzunehmen oder nach dem „gemeinsamen Nenner“ des „kleineren Übels“ zu suchen: 1932 stellte die KPD fest, wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, und wer Hitler wählt, wählt den Krieg. Das Handeln Ernst Thälmanns war getragen von den Prinzipien des proletarischen Internationalismus, des einzig konsequenten Internationalismus. Er distanzierte sich weder von der Komintern noch von der Sowjetunion. Er vertraute auf die Besiegbarkeit des Hitlerfaschismus, weil er der Sowjetunion und der Roten Armee vertraute – weil er Stalin vertraute: „Stalin bricht Hitler das Genick“. Welche andere Sicht war in der damaligen Situation in der Kernfrage Faschismus-Antifaschismus für Revolutionäre auch sonst möglich? Keine! „Es war der Fakt“, sagt Walter Markov in seinem Interview „Zwiesprache mit dem Jahrhundert“, „dass ‚Nummer eins‘ die derzeitige historische Aufgabe in der Tat erfüllt hatte.“

„Thälmann ist niemals gefallen“ – lassen wir anderes zu, verfehlen wir unseren Klassenauftrag. Der Klassenkampf setzt sich fort, weil er, nicht einmal an faktische Kampfhandlungen gebunden, schon in der Eigentumsfrage angelegt ist. Er verschärft sich durch die pandemische Deckelung der Widersprüche, die die herrschende Klasse nutzt, um in bisher nicht gekannten Ausmaß in grundlegende Freiheitsrechte einzugreifen. Es findet ein Umbau des bürgerlichen Staates statt, der die Tendenzen zur Reaktion verstärkt und ungehemmter hervortreten lässt.

Mit den immer unverschämteren Vorstößen zum Abbau der Rechte der Werktätigen öffnet sich das Ventil imperialistischer Politik, vor allem der USA und der NATO mit dem deutschen Imperialismus als einer keineswegs ablehnend beteiligten Macht, immer weiter nach außen. Bedrohungslügen müssen erneut herhalten. Russland und die Volksrepublik China stehen im Mittelpunkt. Durchsichtig ist diese imperialistische Methode der psychologischen Kriegsvorbereitung, die bereits an die faschistische Propaganda erinnert. Schon einmal hat sie die Völker in den Ruin geführt.

Die Frage der Systemüberlegenheit wird stets von Neuem beantwortet. Die Systemfrage ist weltweit wieder aktuell. Die Kriegsgefahr ist enorm gewachsen. Fahren wir also damit fort, den deutschen Imperialismus als das zu brandmarken, was er ist: friedensunfähig – nach außen wie nach innen. Zum Vermächtnis Thälmanns gehört für uns der Widerstand gegen die imperialistische Sanktionspolitik, der Politik des Aushungerns und der Kriegsdrohungen insbesondere gegen die Hauptkonkurrenten Russland und die Volksrepublik China, die zugleich Systemkonkurrent ist. Der bis heute skurrilsten und gefährlichsten Minderheit des Kontinents – der Monopolbourgeoisie und ihrer Handlanger – gehört endlich das Handwerk gelegt. Gegenmacht ist nötig. Das heißt mit Thälmann auch, der Arbeiterklasse ihr proletarisches Machtbewusstsein wiedergeben.

Zeitalter der Skandale auch bei der Polizei in Sachsen

Skandale der Polizei in Sachsen sind keine Seltenheit. Wer erinnert sich nicht an die Fülle der gestohlenen Fahrräder in der Asservatenkammer der Polizeidirektion Leipzig, die an Polizisten gingen. Seit 2019 ziehen sich die Ermittlungen hin und sie sind immer noch nicht abgeschlossen. Oder denken wir nur an den Fall der  Antifaschistin Lina E. aus Leipzig, eine Studentin, gegen die Ermittlungen nach dem Paragrafen 129 StGB laufen. Dazu fällt mir ein, was Wolfgang Abendroth in einem Interview für das DDR-Fernsehen 1977 als „Ermittlungsgefahr“ bezeichnete. Er verstand darunter die He­xenjagd auf „Sympathisanten“, die sich gegen die gesamte Linke richtet. Dass hinter der Vorverurteilung von Lina E. ein solches politisches Kalkül steckt, dürfte kaum zu bezweifeln sein.

Jetzt aber haben wir es mit einem neuen Skandal bei den Verfolgern des Terrorismus selbst zu tun. Eine unvermeidliche Begleiterscheinung der kapitalistischen Gesellschaft und des reaktionären Staatsumbaus. Ermittelt wird gegen 17 Beamte eines mobilen Einsatzkommandos des Landeskriminalamtes Sachsen. Sie sollen im November 2018 etwa 7.000 Schuss Munition entwendet und als Bezahlung bei einem privaten Schießtraining der mit der rechtsextremen Gruppe „Nordkreuz“ verbundenen Firma „Baltic Shooters“ genutzt haben. Folgt jetzt die Terrorermittlung bei den Terrorbekämpfern? „Unfassbar“ nannte der sächsische Innenminister Roland Wöller (CDU) diesen Vorfall, der noch nicht einmal in Sachsen selbst entdeckt wurde. Von „krimineller Energie“ im LKA Sachsen war die Rede. So spricht ein Sünder, der über seine Sünden nicht gesprochen haben will. Wöller steht bekanntlich schon lange unter Kritik.

Es kann nicht unsere Sache sein, in diese „allgemeine Entrüstung“ nur einzustimmen, obwohl wir natürlich entrüstet sind. Uns geht es um die Ursachen. Was hilft die große Enttäuschung des sächsischen LKA Chefs Patric Kleine? Was helfen die Kritiker aus der bürgerlichen Presse oder den Bundestagsparteien, die zwar Untersuchungsausschüsse fordern, aber letztlich nichts verändern? Eine Rechtsentwicklung gibt es im stärksten Maße. Das ändert sich solange nicht wie der Hauptfeind marxistisches und radikaldemokratisches Denken bleibt. Im sächsischen Landtag ist es Kerstin Köditz von der Linken, die daraus kein Hehl macht. Die einzige Chance, die wir innenpolitisch haben ist, dagegen im Bündnis breitester Öffentlichkeit Front zu machen und der Arbeiterklasse aufzuzeigen, dass ihr nicht damit gedient ist, diese verfaulte Erbschaft anzutreten. Auch der jetzige Skandal gehört zu den Konflikten, die sich immer wieder auf dem Boden des Privateigentums erzeugen. Er ist ein Symptom des Verfallsprozesses des kapitalistischen Systems in seinem imperialistischen Stadium und liegt in der Logik der Wurzeln und Traditionen des BRD Staates, seines Apparates.

„Wir leben in einer Zeit der gesellschaftlichen Skandale“, meinte Franz Mehring 1914. Kaum „hat einer aufgehört, mit seinen trüben Fluten die Spalten der Zeitungen zu überschwemmen, als schon ein neuer Skandal noch trübere Fluten heranwälzt.“ Hat diese Massenproduktion von Skandalen auch nur „einem armseligen Ministerium ein Haar gekrümmt, geschweige denn die kapitalistische Gesellschaft irgendwie erschüttert“? Erwarten wir vom Munitionsklau in Sachsen mehr als von den Skandalen bei der Bundeswehr oder im Bundestag? Ausgewichen wird auf Schönfärberei (keine rechtsextreme Verstrickung, alles unter Kontrolle) und den obligatorischen Gerichtstag über die DDR. An Skandalen stirbt der Kapitalismus nicht. Wäre es anders, gebe es ihn schon lange nicht mehr. Die Axt muss an der Wurzel des Systems angesetzt werden. Der Arbeiterklasse fehlt in großen Teilen immer noch das Bewusstsein davon. Das kann sich ändern.

hm