Am 13. August jährt sich zum 150. mal der Geburtstag eines der Vorkämpfer der Arbeiterbewegung, des Sohnes unserer Stadt Leipzig, Karl Liebknecht. Geboren als Sohn des Mitbegründers der damals noch revolutionär-sozialistischen Sozialdemokratie Wilhelm Liebknecht und mit Karl Marx und Friedrich Engels als Taufpaten (getauft in der Thomaskirche) war ihm der Sozialismus praktisch in die Wiege gelegt. Doch er war weit mehr als „der Sohn seines Vaters“, auch wenn er seinen Eltern alle Ehre gemacht hat. Während des „Kleinen Belagerungszustands“, in dem die Familie aus Leipzig ausgewiesen worden war, lebte er in den 80er Jahren in Borsdorf, das damals noch nicht zur Stadt gehörte. 1890 legte Karl an der Alten Nikolaischule das Abitur ab und begann an der Leipziger Universität, die in der DDR den Namen eines seiner Taufpaten trug, Rechtswissenschaft zu studieren.
Im gleichen Jahr verzog die Familie Liebknecht nach Berlin und hier begann der politische Weg von Karl Liebknecht: 1900 Mitglied der SPD, 1902 Berliner Stadtverordneter. Das waren seine ersten Schritte. Karl profilierte sich als Organisator der sozialistischen Jugendbewegung, sowohl in Deutschland als auch international. Auf der Konferenz der sozialistischen Jugendorganisationen 1907 wurde er zum Vorsitzenden des internationalen Verbindungsbüros gewählt. Liebknecht sah es als seine Aufgabe an, die Arbeiterjugend im Sinne des Antimilitarismus zu erziehen und zu schulen. Dem diente auch seine bis heute sehr wichtige Schrift „Militarismus und Antimilitarismus“. Für diese Schrift wurde er wegen „Hochverrats“ 1907 zu anderthalb Jahren Festungshaft verurteilt. „Festungshaft“ bedeutete im damaligen Rechtssystem, dass ihm selbst seine Richter eine „ehrenhafte Gesinnung“ nicht absprachen. Das rettete ihn vor der Vernichtung seiner wirtschaftlichen Existenz durch den Ausschluss aus der Anwaltskammer, die von einem Ehrengericht mit dieser Begründung abgelehnt worden war. Auch in politischen Prozessen war er oft als Verteidiger aufgetreten.
1908 wurde Karl Liebknecht Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, 1912 Mitglied des Reichstags. Als am 4. August die sozialdemokratische Fraktion den Kriegskrediten zustimmte, fühlte sich Karl Liebknecht verpflichtet, sich der Partei- und Fraktionsdisziplin gegen seine Überzeugung zu beugen. Doch er begann, gemeinsam mit Rosa Luxemburg, Franz Mehring, seinem Freund Otto Rühle und anderen, die Kriegsgegner zu sammeln. Darüber hinaus lehnte er als erster sozialdemokratischer Abgeordneter am 2. Dezember 1914 die Kriegskredite ab. Anfang Februar 1905 wurde Liebknecht zum Militär eingezogen. Er unterstand damit den Militärgesetzen und war in seiner politischen Tätigkeit behindert. Er warb jedoch für die von Rosa Luxemburg und Franz Mehring gegründete Gruppe Internationale und konnte zur Vergrößerung ihres Einflusses erheblich beitragen. Aus ihr ging am 1. Januar 1916 die Gruppe Spartakus, der spätere Spartakusbund, hervor.
Neben der Gruppe Spartakus gab es weitere kriegsgegnerische Gruppen, die den Verrat der sozialdemokratischen Parteiführung verurteilten, so die Internationalen Sozialisten Deutschlands, besser bekannt als „Bremer Linke“, um Johann Knief, die Hamburger Linke um Laufenberg und Wolffheim und die Gruppe „Lichtstrahlen“ um Julian Borchardt. Es waren die Bremer Linken, die am frühesten darauf drangen, nach dem Vorbild der russischen Bolschewiki den Bruch mit der degenerierten SPD zu vollziehen. Die Spartakusgruppe, als die einflussreichste linke Gruppierung, lehnte das zunächst noch ab. Schließlich jedoch kam es am 1. Januar 1919 zur Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands, die alle linken Gruppierungen aus der alten Sozialdemokratie vereinte, wegen der besonderen Bedeutung und Popularität des Spartakusbundes jedoch zunächst den Namen KPD (Spartakusbund) trug. Damit war die KPD zu spät entstanden, um gleich den Bolschewiki in Russland zur Organisatorin der Revolution zu werden. Biographien von Arbeiterveteranen vermerken, dass dieser Fehler in den 20er Jahren in der Partei durchaus thematisiert worden ist. Aber die KPD nutzte die Popularität ihrer führenden Genossen wie Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, um Einfluss über ihre zahlenmäßige Größe hinaus auf die revolutionären Arbeiter und Soldaten zu nehmen. Am 9. Januar 1919 rief Karl Liebknecht vom Balkon des Berliner Schlosses aus die freie sozialistische Republik Deutschland aus.
Die Konterrevolution fürchtete die Popularität von Karl und Rosa. In einem Komplott mit dem früheren „Genossen“ Noske wurden beide am 15. Januar 1919 von präfaschistischen Militärs ermordet. Die Namen Karl und Rosa jedoch waren und sind unauslöschlich. Ihr Kampf ist uns Verpflichtung.