Rede zum Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941

(gehalten am 22.06.2023 auf dem Leipziger Ostfriedhof)

Heute erinnern wir an die längste und grausamste Front des 2. Weltkriegs.
Es war bis dahin die größte Invasion der Geschichte.
Wir gedenken der 26 Millionen toten Sowjetmenschen, die den Boden Europas von Moskau bis
Berlin bedecken.
Den Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee.
Den verschleppten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern.
Den Ermordeten; in Konzentrationslagern, bei Erschließungen, im Bombenhagel.

Der deutsche Faschismus und seine Verbündeten rechneten damit, durch eine Kombination aus Blitzkrieg und Materialschlacht den ersten Arbeiter- und Bauernstaat zu unterwerfen, zu versklaven und auszuplündern. Die Erfolge der vorhergehenden Feldzüge und rassistische Arroganz ließen die deutsche Führung (und gewiss einen großen Teil der Bevölkerung) glauben, die Sowjetmacht innerhalb weniger Monate besiegen zu können. Die Angriffswucht war vor allem für die Grenztruppen der Roten Armee erschütternd.

Wahrscheinlich blickte 3.59 Uhr der sowjetische Soldat müde in den Himmel. Vielleicht beobachtete er gerade, wie die Sonne langsam aufging und den Himmel rötlich färbte. Vielleicht lauscht er gerade dem beginnenden Zwitschern der Vögel. Er wird an seine Familie gedacht haben, an seine Freunde, an sein Zuhause. Und er wird gehofft haben, einen weiteren Tag lang den Frieden schützen zu können.
Und eine Minute später bricht die Hölle los.
Das Dröhnen der faschistischen Luftwaffe, die Sirenen der Stukas, die Explosionen ihrer Bomben zerreißen die Morgenstille. Panzerkeile schneiden sich durch das Land wie ein Messer in Butter. Kilometer für Kilometer, Stunde für Stunde. Und der deutsche Stiefel zertrat alles Lebendige, das noch nicht durch Granaten vernichtet wurde.
Allein die schiere Masse, die in die Schlacht gegen die Sowjetunion geworfen wurde, zeigt die Bedeutung dieses Krieges für die Faschisten Europas:
Fast vier Millionen Soldaten, 3.600 Panzer, 3.000 Flugzeuge und 12.000 Geschütze wurden am Morgen des 22. Juni in Bewegung gesetzt. Oder bildlicher gesprochen: Jeder Kilometer Front wird von einem Flugzeug bombardiert, von 2 Panzern durchquert, von 6 Geschützen zerstört. Und von 19.000 Soldaten durchschritten.

Für die bürgerliche Geschichtswissenschaft ist der Fall klar: es war ein Krieg zweier Dikaturen, oder ein Präventivschlag, um Stalin zuvorzukommen, oder schlicht ein Deutsch-Sowjetunischer Krieg. Doch war es war ein Klassenkrieg; der zweite Versuch des kapitalistischen Europas, die Sowjetunion zu erobern.
Das Deutsche Reich bildete die Speerspitze, doch erhielt es Schützenhilfe aus Ungarn, Italien, Spanien, Finnland, Rumänien und der Slowakei. Auch die Waffen-SS wurde zum Sammelbecken jeglichen Abschaums aus den deutschbesetzten Ländern. Und auch wenn es in den ersten Monaten des Überfalls so aussah, als wenn die Sowjetunion erobert werden würde: schon die Schlacht um Moskau zeigte, dass der Blitzkrieg gescheitert war. Und spätestens in Stalingrad war der Welt klar, dass dieser Krieg mit einem Sieg der Sowjetunion enden würde.

Der 8. Mai ist ein Tag des Sieges, der Befreiung, ein feierlicher Tag. Der 22. Juni ist ein Gedenktag.

Und so wollen wir eine Minute des Schweigens einlegen, dabei daran denkend, wie schnell und hinterhältig der Frieden gebrochen werden kann und wer den Frieden bricht, wer zum Krieg hetzt. Denn Krieg ist kein Naturgesetz.

Die Waffentaten der Roten Armee befreiten die Völker Europas vom Schrecklichsten, dass jemals über sie hereingebrochen ist, dem Faschismus. Und wieder steht der Weltkrieg vor der Tür. Ein nuklearer, ohne Sieger und Besiegte. Geprobt wird dieser Krieg von deutschem Boden aus.

„Air Defender 23“ heißt das Manöver gen Osten, gegen das im ganzen Land von vielen Menschen und Antikriegsorganisationen protestiert wird. Der deutsche Rüstungskonzern „Rheinmetall“ nistet sich in Sachsen ein und macht astronomische Profite mit dem Krieg und seinen Verlusten: Der Tod ist sein Geschäft!
Auch Rache treibt das Kapital, um nachzuholen, was 1941 nicht gelang und 1945 schmählich endete. Die Nato-Osterweiterung, der unbedingte Wille der USA, Herrscher der Welt zu sein, das Vasallentum der Bundesregierung, die eigenen Pläne des deutschen Imperialismus, der führend sein möchte in der EU, stellen die Frage wieder so, wie Bertholt Brecht sie in seiner „Kriegsfiebel“ stellte:
„Das hät einmal fast die Welt regiert. Die Völker wurden siener Herr. Jedoch Ich wollte, dass ihr nicht schon triumphiert: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Dank euch ihr Sowjetsoldaten, dank den Völkern der Sowjetunion!
Dieser Dank ist für uns Verpflichtung, uns den Nato-Kriegstreibern entgegenzustellen.
Frieden in Europa und in der Welt kann es nur geben mit Russland und China gemeinsam.
Nieder mit dem Krieg!

(es gilt das gesprochene Wort) M.Z.